Nihon boryoku-dan: Kumicho (Japan Organised Crime Boss), 1969, Kinji Fukasaku

Kinji Fukasaku

April 10 to 28, 2002
 
Quentin Tarantino, John Woo und Takeshi Kitano preisen ihn in höchsten Tönen; und seit einigen Jahren wird sein Werk vom Publikum und der Kritik weltweit gefeiert: Kinji Fukasaku, Meister des japanischen Gangsterfilms. Eine Entdeckung.

 
Fukasaku gehört – so wie Nagisa Oshima oder Seijun Suzuki - der „Nouvelle-Vague-Generation“ Japans an, die in den späten 50er Jahren begann, das Kino auf dem Schleichweg der B-Pictures zu erobern und künstlerisch zu erneuern. Aggressive, leidenschaftlich choreographierte Genrefilme in Cinemascope und knalligen Farben waren das Mittel zum Zweck: Ähnlich wie in Hollywood, z.B. bei Samuel Fuller, wird das Kino der Gewalt bei Fukasaku zur Attacke gegen einen erstickenden Konsens.
 
Mit seinen Yakuza-Filmen der 60er und 70er Jahre transformierte Fukasaku das Gangstergenre und nahm zugleich eine hartnäckige, ungestüme Gegenposition zum Pathos des „Wiederaufbaus“ in der japanischen Nachkriegsgesellschaft ein: In den Straßen von Tokio und den Ghettos von Hiroshima entstand nach 1945 nicht nur eine neue Demokratie, sondern auch eine amoralische, brutale Gesellschaft des Fressens und Gefressenwerdens. Fukasakus Filmtitel sprechen auch in der englischen Übersetzung für sich – Battles Without Honor and Humanity  Yakuza Graveyard  Sympathy for the Underdog  Greed in Broad Daylight. 
  
Um nichts weniger als die Gangsterfilme sind Fukasakus andere Werke Ausdruck seiner Rebellion gegen das „neue Japan“, das seine Kriegsschuld verdrängte und junge Energien mit dem konformistischen „Rückwärtskurs“ der 50er Jahre beantwortete. In seinen Filmen über Teenager (Wolves, Pigs, Men und If You Were Young: Rage) und in seinem Meisterwerk Under the Flag of the Rising Sun (1972) wird Kinji Fukasakus Kraft ganz unmittelbar als eine Sprengkraft gegenüber den japanischen Mythen sichtbar.
 
Das Filmmuseum zeigt erstmals in Österreich eine umfangreiche Retrospektive von Fukasakus Filmen seit den frühen 60er Jahren, darunter auch seine jüngste Arbeit Battle Royale (2000) mit Takeshi Kitano in der Hauptrolle – eine blutvolle Satire auf das Reality-Fernsehen, die heftige Kontroversen in Japan und Großbritannien auslöste.