Peter Watkins am Set von

Peter Watkins

25. April bis 4. Mai 2007
 
Der gebürtige Brite Peter Watkins zählt zu den genuinen Visionären des bewegten Bildes, aber seine provokanten, politisch vorausschauenden und mit radikal unabhängiger Haltung realisierten Filme sind erst spät angemessen gewürdigt worden.
 
Das liegt an ihrer jahrzehntelangen Marginalisierung, die sich der Kampfeslust der Werke wie ihres Autors verdankt. Bezeichnend ist der Fall seines legendären Films The War Game (1965), der unerbittlichen (hypothetischen) „Rekonstruktion“ einer Nuklearattacke auf England und ihrer verheerenden Folgen.
 
Vom Auftraggeber BBC wurde der Film prompt für 20 Jahre verboten – und 1967 mit dem Oscar als bester Dokumentarfilm ausgezeichnet (wiewohl geschrieben, gespielt und inszeniert).
 
Watkins inszeniert stets in „dokumentarischer“ Form, das verstärkt die Gegenwärtigkeit seiner radikalen politischen Entwürfe (z.B. Punishment Park, ein erschreckendes Zukunftsporträt der USA nach Abschaffung der Bürgerrechte) oder seiner semi-autobiografischen, vielschichtigen Studien des Künstlers in seiner Zeit (wie das Meisterwerk Edvard Munch).
 
Die Vérité-Methode dient aber auch der intellektuellen Herausforderung: Watkins stellt nicht nur soziale, sondern auch mediale Machtverhältnisse in Frage.
 
Er liefert eine packende Antithese und das Gegengift zur „Monoform“, wie er die normierte, auf maximale und störungsfreie Konsumierbarkeit ausgerichtete Ästhetik der Massenmedien nennt. Auf Watkins’ Website finden sich zahlreiche seiner Schriften zur „Media Crisis“.
 
Zuletzt hat die Arbeit des Regisseurs immer stärker kollektiven Charakter angenommen: The Journey (1983-87) ist ein immenses Epos (mit zahllosen Mitwirkenden rund um den Globus) über die Prekarität des Lebens unter dem Damoklesschwert des Rüstungswettlaufs und der Militärindustrie.
 
La Commune (2000), sein jüngstes Großprojekt, handelt von der Pariser Kommune 1871 ebenso wie von den gemeinsamen Erfahrungen, die alle Beteiligten des Films machen und in die Handlung einbringen. Peter Watkins’ Werk ist eine praktische Form des Widerstands - und die Utopie einer kontinuierlichen Ausweitung der „Kampfzone“.
 
Die Filmschau findet in Zusammenarbeit mit kinoki statt. Zwei Filme über den Künstler, Gespräche mit Mitwirkenden von La Commune (darunter Peter Watkins’ Sohn Patrick) und eine kinoki-Podiumsdiskussion am 1. Mai um 20 Uhr im Depot (7., Breite Gasse 3) ergänzen das Projekt. Am 27. April eröffnet die Galerie Martin Janda (1., Eschenbachgasse 11) die Ausstellung On Peter Watkins mit Arbeiten internationaler Künstler, die Watkins’ Werk zum Ausgangspunkt genommen haben.