Raavanan, 2010, Mani Ratnam

Premiere:

"Raavanan" von Mani Ratnam

1. und 2. März 2012
 
Unter den Regisseuren des indischen Unterhaltungskinos nimmt der 54jährige Mani Ratnam eine besondere Stellung ein. Aus Südindien (Tamil Nadu) stammend, profilierte er sich zunächst mit ambitionierten Großproduktionen in tamilischer Sprache, die soziale Themen mit spektakulärem Einsatz der Technik verhandelten. Ratnams Nayakan (1987) wurde vom Time Magazine in die Liste der „100 besten Filme aller Zeiten“ aufgenommen, und mit seiner Entdeckung des (mittlerweile zweifach Oscar-gekrönten) Komponisten A. R. Rahman wurde er auch auf dem Gebiet der Filmmusik zum Erneuerer. Ratnams tamilische Erfolge ermöglichten ihm schließlich den Crossover nach „Bollywood“: Dil Se (1998) mit Sharukh Khan, Ratnams erster Hindi-Film, war beim breiten Publikum in Indien eher umstritten, wurde jedoch im Westen weithin gefeiert – und gilt mittlerweile als Klassiker des modernen indischen Kinos (2003 war Dil Se auch im Filmmuseum zu sehen).

 
Ähnlich wie in Dil Se verknüpft auch Ratnams jüngstes Projekt Raavanan (2010) eine rasante, actionreiche und mit grandiosen set pieces ausgestattete Erzählung mit einem politischen Hintergrund – und bietet dazu noch eine ungewöhnliche Neulektüre des indischen Nationalepos Ramayana. Aus „Ravana“, dem zehnköpfigen Dämon und Antagonisten des Epos wird hier der Outlaw und Sozialbandit Veeraiya (Vikram Kennedy). Dessen Entführung von Ragini (Aishwarya Rai in der „Sita“-Rolle) ist Auslöser und Antrieb der Handlung, denn Ragini ist die Frau des properen – und brutalen – Polizisten Dev (dem Äquivalent zur heldisch-göttlichen „Rama“-Figur im Epos).
 
Ratnam konnte dieses Unterfangen gleich in zwei – parallel gedrehten – Versionen realisieren: als Hindi-Film namens Raavan (hier wechselt der Darsteller Vikram Kennedy die Seiten und spielt den Cop) sowie in der tamilischen Version Raavanan. Die indischen Filmwebsites und Kritiker debattieren seither vehement über die Spezifika beider Fassungen, wobei Raavanan meist den Vorzug erhält. Als er vergangenes Jahr bei den Filmfestpielen von Venedig den Glory to the Filmmaker! Award für sein Lebenswerk entgegen nahm, wählte Mani Ratnam Raavanan als jenen Film aus, der nach der Zeremonie gezeigt werden sollte.