Morgan Fisher, 1977 © Friedl Kubelka

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Morgan Fisher

9. und 10. Mai 2012
 
Das Werk von Morgan Fisher, geboren 1942 und in Los Angeles ansässig, ist seit den frühesten Arbeiten aus den 1960er Jahren von der Analyse des „Systems Film“ – seinen ästhetischen Konventionen, Produktionsabläufen, technologischen Bedingungen – durchdrungen. Die singuläre Faszi­nationskraft von Fishers Filmen entspringt einer chirurgischen Genauigkeit, oft laborartigen Anordnung und exzessiven Liebe zum Detail, die auf einen radikal subjektiven, stellenweise autobiografischen Gestus treffen – durch und durch geprägt von trockenem Humor.

 
Das zentrale Movens für den Künstler ist der Versuch, das Unbewusste des Kinos sichtbar zu machen und zugleich die weithin dominante Form des Unterhaltungsfilms in ein Verhältnis zur unabhängigen Filmarbeit zu setzen. Welche Parameter setzt die Industrie mit Blick auf das Filmmaterial, die verwendeten Apparaturen und ästhetischen Codes, und wie kann sich ein Künstler dazu ­positionieren, sie produktiv nutzen und zugleich hinterfragen? ­Erfahrung gesammelt hat Fisher in beiden Welten: Anfang der 1970er Jahre arbeitet er als Cutter und Nebendarsteller in Filmen von Roger Corman, während er zeitgleich mit dem filmischen Möbiusband Production Stills einen Film dreht, der unter Einsatz von Industrie-Equipment seine eigene Produktion vor die Kamera holt.
 
Was in diesen Filmen anfangs oft als vertrackt erscheint, erweist sich bei genauerem Hinsehen als evident logische Herangehensweise und Analyse: Wenn Fishers Hände und Stimme sich in dem Klassiker Standard Gauge (1984) weggeworfenen 35mm-Filmstreifen nähern, beginnt eine gedankliche Reise, die im Kleinsten (dem Kader eines „China Girl“) etwas über das Größte (den Film als industrielles Produkt) entdeckt. Dieses Pars pro toto findet sich auch in der vom Filmmuseum speziell für diese Schau kommissionierten Wiener Version von Screening Room (1968) – einem „expanded film“, bei dem der Gang in den Vorführraum zur philosophischen Reflexion über das Kino als Imaginationsmaschine wird: „Representation is dissolved into material“ (Morgan Fisher).
 
Morgan Fisher wird eine einführende Lecture zu "Screening Room" halten und bei beiden ­Vorstellungen für Publikumsgespräche zur Verfügung stehen. Die Filmschau mit Werken von 1968 bis 2012 findet in Kooperation mit der Generali Foundation statt. Deren Ausstellung "Morgan Fisher. The Frame and Beyond" (bis 29. Juli 2012) beleuchtet die Beziehung von Malerei, Zeichnung, Video und Film in Fishers Werk. Weitere Informationen: ­www.foundation.generali.at
Zusätzliche Materialien