"Bernie" von Richard Linklater

 

Trotz seines ikonischen „Wien-Films“ Before Sunrise (1995) und des nicht minder gefeierten Paris- Nachfolgers Before Sunset war die Laufbahn des amerikanischen Ausnahmeregisseurs Richard Linklater in unseren Breiten immer nur sehr lückenhaft zu verfolgen. Das Filmmuseum widmete ihm im Juni 2007 eine vollständige Retrospektive und verfolgt sein Schaffen auch seither. Sein kommender Film Before Midnight erweitert die „Before“-Reihe zu einer Trilogie und dürfte weltweit ausgewertet werden. Für Linklaters letzte, fernab von Hollywood inszenierte Arbeit gilt dies nicht: Bernie, balancierend zwischen tiefschwarzer Komik und dokumentarischem Texas-Kleinstadt-Porträt, wurde zwar in den USA mit viel Lorbeer bedacht und avancierte im Sommer zum Überraschungserfolg an den Kinokassen, blieb in Europa aber weitgehend unbeachtet. Die Vorstellungen im Filmmuseum sind die einzigen beiden Screenings in Österreich.

 

Der auf einem tatsächlichen Fall in Texas basierende Film findet einen delikaten Schwebezustand zwischen Linklaters Zuneigung zu Außenseiterfiguren und -milieus, seiner ganz und gar eigenständigen Idee von Komödie und einem idealen Besetzungsgemisch, in dem reale Figuren neben Shirley MacLaine, Matthew McConaughey und Jack Black agieren. Letzterer war schon in School of Rock ein kongenialer Partner für Linklater und bietet hier eine der großen Schauspielerleistungen des Jahres. Roger Ebert: "I had to forget what I knew about Black. He creates this character out of thin air, it's like nothing he's done before, and it proves that an actor can be a miraculous thing in the right role.“