Das Vaterspiel, 2009, Michael Glawogger

Das Vaterspiel

Michael Glawogger, AT/DE/FR 2009
Drehbuch: Michael Glawogger nach dem Roman von Josef Haslinger; Kamera: Attila Boa; Schnitt: Vessela Martschewski; Musik: Olga Neuwirth; Darsteller*innen: Helmut Köpping, Sabine Timoteo, Ulrich Tukur, Christian Tramitz, Samuel Finzi, Michou Friesz, Otto Tausig, Franziska Weisz. 35mm, Farbe, 117 min. Deutsch
 
Mit seinem unverwechselbaren und Kategorien sprengenden Zugang hat Michael Glawogger viele Kinotrends ausgehebelt: Das Vaterspiel ist ungewöhnlich nicht nur als Bestsellerverfilmung (nach Josef Haslinger), sondern noch mehr in der filmischen Beschäftigung mit dem Erbe des Nationalsozialismus. Die Geschichte vom Aufeinandertreffen eines Mannes (Helmut Köpping), der ein vatermörderisches Computerspiel entwickelt hat, und eines versteckten NS-Verbrechers, ist erzählt wie ein Puzzle, dessen Teile sich letztlich nicht ganz zusammenfügen lassen: Die emotionale Überwältigung, auf die sowohl Bewältigungs-Blockbuster wie Schreckenschroniken zur NS-Ära setzen, wird konsequent verweigert. Umso nachhaltiger wirken daher die Lücken, die dem Publikum zum Füllen überlassen bleiben: Zwar ist die Handlung im Großen wie im Kleinen voller komplexer Korrespondenzen, aber ihre Versetzung verhindert, dass sie sich zu simplen Thesen aneinanderfügen lassen. Kühl, gläsern und vielschichtig präsentiert sich Das Vaterspiel als Yin zum Yang der warmen, surrealen und reichen Komödie Contact High, die praktisch gleichzeitig erschien. (C.H.)