Guckkasten #1

Gertie Fröhlich

2. Juli bis 15. Dezember 2020
 
Im Zuge von Renovierungsarbeiten an den Räumlichkeiten des Filmmuseums im Gebäude der Albertina im Sommer 2020, wurde ein kleiner Ausstellungsbereich geschaffen, der uns ab sofort die Möglichkeit bietet, spezifische Themen in neuer Form zu präsentieren. Die Premierenausstellung wurde der im Mai 2020 verstorbenen Künstlerin Gertie Fröhlich gewidmet. Fröhlich verlieh dem 1964 gegründetem Filmmuseum sein markantes Corporate Design rund um das Fabelwesen Zyphius und entwarf bis 1984 mehr als 100 Plakate für die Retrospektiven des Hauses. Aus dieser Vielzahl wurden stellvertretend acht Motive ausgewählt, die ihre stilistische Vielfalt abbilden und auch einen Einblick in die historische Entwicklung der Sujets geben.
 
Gertie Fröhlich @ Gabriela Brandenstein
Gertie Fröhlich
(1930–2020)
Geboren in der heutigen Slowakei, übersiedelte sie mit ihrer Familie 1944 nach Österreich. Nach dem Besuch der Kunstgewerbeschule in Graz und dem Studium an der Akademie der bildenden Künste in Wien bei Albert Paris Gütersloh, stand Gertie Fröhlich im Zentrum der Aktivitäten der Wiener Avantgarde der 1950er und 1960er Jahre. Sie war Initiatorin und eine treibende Kraft der Galerie nächst St. Stephan und ihre Wiener Wohnung ein Treffpunkt für Künstlerinnen und Künstler wie Wolfgang Hollegha, Markus Prachensky, Arnulf Rainer oder Peter Kubelka.

Ab 1964 und bis zur Mitte der 1980er Jahre schuf sie für das Österreichische Filmmuseum mehr als 100 Plakate für Retrospektiven und Ausstellungen. Diese wurden auch international mehrfach preisgekrönt und ihre Entwürfe belegten über mehrere Jahre hinweg bei den US-amerikanischen "The Hollywood Reporter's Annual Key Art Awards" die ersten Plätze.
 
Zyphius, Logo des Filmmuseums (Gestaltung und Idee: Gertie Fröhlich)
Der Zyphius
Als Vorlage für das unverwechselbare Signet des Filmmuseums, den Zyphius, diente Gertie Fröhlich die Zeichnung in einer Abhandlung über Fabelwesen aus dem Jahre 1558. Als eine Art Wal, der sowohl an Land als auch im Wasser leben kann, wird er als "keinem andern thier gleich" beschrieben. Gertie Fröhlich interpretierte dies als günstiges Omen und wählte es als Symbol für ein Filmmuseum, das niemals untergehen würde. Dieses starke und einprägsame Logo hat, in modifizierter Weise, bis heute Bestand.

Ausstellungsansicht

 
(Foto: ÖFM © Stefan Csáky)
(Foto: ÖFM © Christoph Fintl)

 
Weitere Materialien und Leseempfehlungen

 
Plakat Oktober 1968 (Gestaltung und Idee: Gertie Fröhlich)

Programmarchiv

In unserem Programmarchiv kann man die unterschiedlichen Plakatmotive von Gertie Fröhlich seit der Gründung des Filmmuseums sehen.
"Balaena": Illustration aus dem Werk von Conrad Gessner, 1558 (Abb: Bayerische Staatsbibliothek)

Österreichisches Filmmuseum: "Zyphius" oder "Balaena"?

Ein Buch von Heidelinde Resch über Gertie Fröhlich (Gertie Fröhlich. "netzhäuten ein vollbad gestatten", Wien 2019) sowie das Ableben der Künstlerin im Mai 2020, gaben für Dr. Bernhard Denscher (Historiker und bis 2016 Leiter der Kulturabteilung der Stadt Wien) den entscheidenden Ausschlag, sich mit der tradierten Geschichte unseres Logos intensiver auseinanderzusetzen. In regem Austausch mit dem Filmmuseum und den Verweis auf unterschiedliche Quellen erschien im Juni 2020 ein Artikel, der nach über 50 Jahren eine wissenschaftlich fundierte Basis zur Entstehung des Zyphius darlegt.
Gertie Fröhlich 1974 im Filmmuseum © Gino Molin-Pradel

für gertie fröhlich (1974)

Seinen Text "für gertie fröhlich", erschienen zur Ausstellung von Fröhlichs Plakaten zur Zehnjahresfeier des Filmmuseums, lässt Reinhard Priessnitz um den Zyphius, "das träge Augentier" kreisen.
In unserem Jubiläumsband Das sichtbare Kino. Fünfzig Jahre Filmmuseum: Texte, Bilder, Dokumente (Hg. Alexander Horwath, Wien 2014) wurde sein Text auszugsweise wieder abgedruckt.

Zum Tod von Gertie Fröhlich

Das Österreichische Filmmuseum trauert um Gertie Fröhlich, die am 17. Mai 2020 verstarb.