Gertrud, 1964, Carl Theodor Dreyer

Gertrud

Carl Theodor Dreyer, DK 1964
Drehbuch: Carl Theodor Dreyer nach dem Theaterstück von Hjalmar Söderberg; Kamera: Henning Bendtsen; Schnitt: Edith Schlüssel; Musik: Jørgen Jersild; Darsteller*innen: Nina Pens Rode, Bendt Rothe, Ebbe Rode, Baard Owe, Vera Gebuhr, Anna Malberg. 35mm, sw, 116 min. Dänisch mit dt. UT
 
Drei Tage aus dem Leben einer emanzipierten Frau. Ihr Ideal der bedingungslosen Liebe ist im Stockholm von 1907 zum Scheitern verurteilt. Die Männer dienen dem Fortschritt und der Kultur. Ihre Sprache beschwört den Liberalismus, aber ihr Trachten gilt der Karriere, und ihre Taten verkehren das Beredete in Erpressung. Gertrud nimmt die Gesellschaft vergeblich beim Wort. Ihr Weg endet in Verweigerung und Einsamkeit. Dreyers letzter Film ist der Triumph eines Stils der Verdichtung und nach innen gekehrter Rigorosität. Der getragene Rhythmus, die langen, bohrenden Einstellungen, der Verzicht auf alles Naturalistische und Gefällige und die kalte, feierliche Kalligrafie der Bilder konzentrieren das Erfahren der Erstarrung, von der der Film handelt. Im Finale verharrt die Kamera reglos auf einer geschlossenen Tür. Hinter ihr hat eine gealterte Frau ihre Hoffnungen begraben: Dreyers Werk endet, wo kein Einlass mehr ist. (H.T.)
 
Freier Eintritt für Fördernde Mitglieder