
Necronomicon – Geträumte Sünden
Jess Franco, DE/PT 1967Drehbuch: Pier A. Caminneci; Kamera: Jorge Herrero, Franz Xaver Lederle; Schnitt: Frizzi Schmidt; Musik: Friedrich Gulda, Jerry van Rooyen; Darsteller*innen: Janine Reynaud, Jack Taylor, Adrian Hoven, Howard Vernon. 35mm, Farbe, 80 min. Englisch
Bevor sich der spanische Kultregisseur Jess Franco in den 1970ern als Jesús eines radikal obsessiven Trash-Kinos neu erfand, legte er eine Reihe respektablerer Produktionen vor. Necronomicon wurde als Francos erste Arbeit außerhalb Spaniens zum Übergangsfilm, der das Zwischenreich beider Karrierephasen definiert: Schon so surreal wie die avantgardistischen Low-Budget-Ekstasen seines somnambulen Exploitation-Kinos, aber noch mit größeren Schauwerten. Die Ästhetik moderner Comics, insbesondere von Guido Crepax, war Inspiration, zu den Fans des Films gehörten Fritz Lang und Anatole Litvak (sagte Franco). Die "Geschichte" um eine S/M-Künstlerin mit mörderischen Visionen und LSD verteilende Zwerge bleibt bereits ein undurchsichtiges Traumgespinst, das aber mit großen künstlerischen Ambitionen (Gulda-Soundtrack, edle Bilderfolgen in gleißend mediterranem Sonnenlicht) dahertänzelt. (C.H.)
Einführung Christoph Huber am 2.5.2025