Sammelsurium, 1992, Volker Koepp

Sammelsurium

Volker Koepp, DE 1992
Drehbuch: Volker Koepp; Kamera: Thomas Plenert; Schnitt: Angelika Arnold. 35mm, Farbe und sw, 107 min. Deutsch
 
Volker Koepp, selbst jahrelang als Regisseur für die DEFA tätig und von der Stasi bespitzelt, dokumentiert kurz nach dem Fall der Mauer das Schwemmgut eines zerfallenden Staates und die kuriosen Überreste von dessen Ideologie. Zwischen Ausweisdokumenten, alten Kaffeekannen, Honeckers Arbeitstisch und bizarr anmutenden Aufnahmen eines Besuchs von Schauspielerin Eva-Maria Hagen bei der Volksarmee zeigt Koepp Menschen, die nach einer neuen Identität suchen. Der Boden, auf dem sie angeblich "ewig" bauen sollten, existiert nicht mehr. Auf die Frage, woran sich seine Gesprächspartner erinnern, erntet der Filmemacher kaum mehr als verlegenes Schulterzucken. Koepps Blick bleibt – unterstützt vom großen Kameramann Thomas Plenert – neugierig, den Menschen zugewandt. Er verurteilt nicht, aber betont durch das Vorlesen der über ihn selbst angefertigten Stasi-Akten wiederholt eine Nähe der DDR zum Nationalsozialismus. Eigentlich ist alles gesagt, wenn die Kamera stumm die Arbeit einiger monströser Maschinen auf der sogenannten Mauer-Zerkleinerungsanlage abschwenkt. Das Echo, das von diesen Trümmern hallt, prägt bis heute das Bild Deutschlands und Europas. (P.H.)
 
Courtesy Deutsche Kinemathek