Zu Gast im Filmmuseum: Paul Schrader

Unter den Hauptvertretern des modernen amerikanischen Kinos ist Paul Schrader jener, dessen künstlerische Biografie am weitesten von typischen Filmindustrie-Karrieren abweicht. Als junger Filmkritiker verfasste er Anfang der 70er Jahre einige einflussreiche Aufsätze sowie das Buch Transcendental Style in Film: Ozu, Bresson, Dreyer. Diese drei Namen geben Hinweise auf das Kino, das er fortan selbst herzustellen gedachte. Nach dem Vorbild der Kritiker-Autoren-Regisseure, die die französische Nouvelle Vague ausgelöst hatten, wechselte Schrader bald zur Filmpraxis und schuf ab 1974 einige Hauptwerke des US-Kinos – zunächst als Drehbuchautor (Taxi Driver), ab 1978 auch als Regisseur. Filme wie Blue Collar, American Gigolo, Mishima, Light of Day, Patty Hearst, The Comfort of Strangers, Light Sleeper, Affliction oder The Walker ­fanden sich selten unter den Kassenschlagern der jeweiligen Saison, aber sie sind bleibende Zeugnisse einer „Termitenkunst“, die über 35 Jahre hinweg der Hollywoodproduktion ein denkendes, mit philosophischem Ernst ausgestattetes Kino abgetrotzt hat.

 

Das Filmmuseum hat die Ehre, Paul Schrader an zwei Abenden begrüßen zu können: Im Rahmen der Ozu-Retrospektive wird er am 17. Jänner eine Einführung zu Samma no aji halten; am 20. Jänner steht sein eigenes Schaffen im Mittelpunkt – erneut vor „japanischem Hintergrund“. Die Veranstaltung, bei der Schrader in einem ausführlichen Werkstattgespräch Auskunft über seine Arbeit geben wird, beginnt mit der Vorführung seines Films Mishima (1985) – dem seltenen Fall eines radikalen amerikanischen Films über einen radikalen nichtamerikanischen Künstler.