Karambolage, 1982, Kitty Kino
Kitty Kino © Kitty Kino

Werkstattgespräche mit Filmpionierinnen:

Kitty Kino

9. Oktober 2024 

Regisseurinnen, Drehbuchautorinnen, Filmeditorinnen, Kamerafrauen, Kostümbildnerinnen, Ausstatterinnen und viele weitere in der Filmbranche tätige Frauen haben das österreichische Kino und Fernsehen schon immer geprägt. Und doch müssen Filminteressierte ihre Namen und auch ihre radikalen Arbeiten mangels einer kontinuierlichen Kanonisierung immer wieder neu entdecken. Während revolutionäre Frauen aus der Filmbranche anderswo schon früh unterrichteten, wurde die Expertise – und auch die Haltung – der Frauen der österreichischen Filmbranche selten institutionalisiert und Studierenden (auch aktiv) vorenthalten. Wir holen Filmpionierinnen – wie beispielsweise schon Hilde Berger, Susanne Zanke, Käthe Kratz, Elfi Mikesch, Uli Fessler, Lisl Ponger, Angela Hareiter, Monika Maruschko – in einer Reihe von ausführlichen Werkstattgesprächen auf die Bühne, zeigen einzelne Filme vorab, beleuchten ihre Arbeit in Filmausschnitten, sprechen einen Abend lang ausführlich über Leben und Werk. Die Moderation übernehmen branchennahe Personen der nächsten oder übernächsten Generation, Ziel ist Erfahrungsaustausch, Vernetzung, die Weitergabe des Feuers, Weltrevolution, you name it. (Wilbirg Brainin-Donnenberg, Julia Pühringer)
 
Kitty Kino

Kitty Kino ist als Drehbuchautorin und Regisseurin eine der wichtigsten Pionierinnen des Kino- und TV-Films in Österreich. Nach Kurzfilmen in den 1970er Jahren im Rahmen ihres Studiums an der Wiener Filmakademie ist ihr Debütspielfilm Karambolage (1982) gleich ein internationaler Erfolg, der auf der Berlinale uraufgeführt wird, dort als heimlicher Publikumserfolg gilt und zu zahlreichen internationale Festivals eingeladen wird. Mit ihrer ursprünglichen Ausbildung als Elektrotechnikerin setzt sie sich nicht nur in der männerdominierten Filmwelt durch, sondern wählt in dieser, ihrer ersten Geschichte auch gleich eine Figur, die parabelhaft in der männerdominierten Billardwelt gegen vielfältige Widerstände kämpft. Es folgen mit Die Nachtmeerfahrt, in dem es schon in den 1980er Jahren um Geschlechtsidentität geht, und Wahre Liebe weitere Festivalerfolge. 1991 dreht sie Operation Gelungen und damit als erste Frau einen Eurocops-Krimi. Neben Drehbüchern entstehen Liedtexte zu den Filmen, ein Jugendbuch (Lara und die Insider), sie konzipiert Theaterstücke, führt dabei Regie, entwirft Bühne- und Kostümkonzepte und Romane. Es entsteht die soziale Weihnachtskomödie AKTION C+M+B (1999), die regelmäßig im ORF ausgestrahlt wird und der Dokumentarfilm Keyserling – Wissen und Sinn über den Philosophen Arnold Keyserling. 2009 wird Kitty Kino (Geburtsname Judit Gschöpf) mit dem goldenen Verdienstzeichen des Landes Wien ausgezeichnet. Zusätzlich zum Medium Film wählt sie immer mehr die Fotografie als Ausdrucksmedium, ab 2010 ist sie in zahlreichen Einzel- und Gruppen-Ausstellungen und Auktionen vertreten. Sie entwickelt mit ihrem Nokia 6131 den "Pixilismus" und 2014 erscheint das mehrfach ausgezeichnete Fotobuch Kitty Kino Vienna, 2019 ihr Roman Die kleinste Berührung. (Wilbirg Brainin-Donnenber)
 
Nach Vorführung ihres Films Karambolage (1982) moderieren Drehbuchautorin und Regisseurin Barbara Eder und Julia Pühringer das Gespräch mit Kitty Kino.
 
Idee: Julia Pühringer, Konzept und Umsetzung: Wilbirg Brainin-Donnenberg und Julia Pühringer, in Kooperation mit FC Gloria  Feminismus Vernetzung Film