Leitbild

Präambel

Das Österreichische Filmmuseum widmet sich seit 1964 der Bewahrung, Erforschung und Präsentation des Mediums Film. Das folgende Dokument stellt die Grundsätze, Werte und Haltungen dar, auf denen seine Tätigkeiten basieren.

Unsere Werte

Die folgenden Werte leiten unser Handeln in allen Bereichen unserer Arbeit.

Verantwortung
Wir übernehmen Verantwortung für die Erfüllung der Verpflichtungen, die sich das Filmmuseum gemäß seinen Statuten selbst auferlegt hat und die in unserem Mission Statement näher beschrieben sind. Sie besteht gegenüber unserem Publikum, unseren Mitarbeiter*innen und Stakeholder*innen, aber auch gegenüber unseren Sammlungen und unserem gesellschaftlichen Auftrag.

Achtsamkeit & Respekt
Alle Menschen, die im oder mit dem Österreichischen Filmmuseum arbeiten beziehungsweise seine Dienste in Anspruch nehmen verdienen höflichen, respektvollen und achtsamen Umgang. Wir nehmen Rücksicht auf die Kapazitäten, Fähigkeiten, Bedürfnisse der an der gemeinsamen Mission beteiligten Abteilungen und Menschen.

Professionalität
Wir stellen einen hohen Anspruch an unsere Professionalität und Expertise in allen Tätigkeitsbereichen. Diese erreichen wir durch die sorgfältige Ausbildung und Einschulung unserer Mitarbeiter*innen und die Ermutigung, neugierig zu sein und sich kontinuierlich weiterzubilden. Zur professionellen Zusammenarbeit gehört der Respekt für Strukturen und Zuständigkeiten, die als Mittel zur Entscheidungsfindung und zum Erreichen unserer gemeinsamen Ziele dienen. Genauso wichtig ist uns der aktive Transfer von Wissen und Praktiken in und zwischen den Abteilungen, der isolierte Arbeitsweisen und den Verlust von Informationen durch Generationenwechsel verringert.

Transparenz
Das Filmmuseum strebt in seinen Tätigkeiten nach größtmöglicher Transparenz nach außen und innen. Entscheidungen werden intern nachvollziehbar dokumentiert und kommuniziert. Eine klare Kommunikation unserer Arbeitsweisen, Richtlinien und Standards nach außen stärkt die Position des Filmmuseums als vertrauenswürdige, gewissenhaft arbeitende Institution.

Nachhaltigkeit
Wir streben Nachhaltigkeit im Umgang mit all unseren Ressourcen an: finanzielle und soziale Nachhaltigkeit, nachhaltige Systeme und Technologien. Insbesondere verpflichten wir uns zur Nachhaltigkeit in Bezug auf die Umwelt. Das Österreichische Filmmuseum ist Träger des Österreichischen Umweltzeichens und verpflichtet sich dadurch zu regelmäßigen Evaluierungen seiner Maßnahmen.

Sorgfalt
Der Erhalt, die Vermittlung, Erforschung und Präsentation von Film erfordert Verständnis für und Sorgfalt mit der Materie, die nicht mit der Pflege der dem Filmmuseum anvertrauten Sammlungsobjekte endet. Im selben Maß gilt unsere Sorgfalt der Arbeit mit Daten, der Dokumentation und der Instandhaltung unserer Arbeits- und Präsentationsräume.

Solidarität
Die gemeinsame Herausforderung von Institutionen und Museen, das Kulturerbe zu erhalten, begreifen wir als Aufforderung zur Kooperation. Wir legen Wert auf solidarische Zusammenarbeit mit allen externen Partner*innen und im eigenen Betrieb. Hier fördern wir ein solidarisches Miteinander, indem wir Räume für Diskussionen und Meinungsvielfalt schaffen, in denen sich alle Mitarbeiter*innen einbringen können.

Zugänglichkeit
Das immaterielle und materielle Filmerbe wird durch das Filmmuseum bewahrt, um der Allgemeinheit zur Verfügung zu stehen, soweit dies rechtlich, konservatorisch und im Rahmen unserer Kapazitäten möglich ist.

Reflexion
Wir wollen die eigenen Haltungen und Handlungen durch den offenen Austausch mit Kolleg*innen, externen Expert*innen und Besucher*innen reflektieren. Unser Ziel ist es, gegenüber gesellschaftlichen Entwicklungen aufmerksam zu bleiben und uns differenziert mit ihnen auseinanderzusetzen.

Vielfalt
Wir streben nach Vielfalt in der Sammlung, im Programm, im Team und beim Publikum. Aus der Vielfalt der Anschauungen, Herkünfte, Fähigkeiten und Lebensweisen lassen sich neues Wissen und neue Perspektiven gewinnen.

Unser Handeln

Aus den genannten Werten leiten wir folgende Haltungen für die Kernaufgaben des Filmmuseums ab.

Sammeln
Es ist unser Ziel eine lebendige Sammlung zu schaffen, und einer interessierten Öffentlichkeit den größtmöglichen Zugang zu den eigenen Beständen zu ermöglichen, sofern das aus konservatorischer Sicht möglich ist. Wir sind bestrebt, Sammlungsstrategien und Nutzungsmöglichkeiten transparent und offen nach außen zu kommunizieren.

Bei der Akquise von Sammlungsobjekten versuchen wir sowohl diese Ziele als auch eine realistische Perspektive für die Erhaltung, Erschließung und Zugänglichkeit zu berücksichtigen. Diese Perspektive wird ermöglicht und limitiert durch die vorhandenen räumlichen, technischen und personellen Ressourcen. Das Filmmuseum ist sich bewusst, dass Sammeln sowohl ein Prozess der Inklusion als auch der Exklusion ist. Um blinde Flecken in der eigenen Sammlungsstrategie zu erkennen, ist es notwendig die Akquisitons- und Sammlungspolitik immer wieder kritisch zu befragen und weiterzuentwickeln.

Das Filmmuseum versteht sich als Teil einer internationalen Gemeinschaft von Institutionen, deren Aufgabe es ist, das Kulturerbe zu erhalten, zu erforschen und zugänglich zu machen. Daher sind wir bestrebt, unsere Sammlungen in Kooperation mit anderen Institutionen zu erweitern und zu pflegen. Es ist uns bewusst, dass die Erhaltung unserer Sammlungen Auswirkungen auf die Umwelt hat, und wir sind bemüht, auf allen Ebenen unserer Tätigkeit ressourcenschonend und nachhaltig zu agieren.

Bewahren und Erschließen
Das Filmmuseum versteht sich als Treuhänder der ihm anvertrauten Objekte. Unsere Sorgfalt gilt dabei der fachgerechten Konservierung, kuratorischen Betreuung und Zugänglich-Machung unserer Bestände für heutige und zukünftige Generationen. Dazu gehört für uns auch die Erarbeitung von Strategien, um immaterielles Erbe, wie Wissen und Praktiken zu erhalten.

Die systematische und nachvollziehbare Erschließung, Aufbereitung und Dokumentation anhand international anerkannter Standards ist die Grundlage für die Veröffentlichung, Erforschung und Nutzbarmachung unserer Sammlungen. Bei der Erschließung unserer Bestände versuchen wir sensibel für die Macht von Zuschreibungen und den Ausschluss marginalisierter Gruppen zu bleiben. Um Sammlungsgut in einem umfassenden Kontext zu erschließen, erfolgt die Aufarbeitung möglichst im Dialog mit Überbringer*innen und Deponent*innen. In Zusammenarbeit mit internationalen Expert*innen und durch die Mitwirkung in Fachgremien sehen wir uns als aktive Gestalter*innen fachlicher Standards und Empfehlungen und teilen unsere Erkenntnisse mit der wissenschaftlichen und archivarischen Community.

Erforschen
Wir sind geleitet von Neugier und einer offenen Haltung gegenüber dem Forschungsgegenstand Film als Kunstform, historische Quelle und kulturelles Artefakt. Wir konzipieren und unterstützen nationale und internationale Forschungsprojekte und legen Wert auf den verantwortungsvollen, transparenten Umgang mit den uns anvertrauten Mitteln und auf den wertschätzenden und solidarischen Umgang mit Projektpartner*innen.

Wir fördern eine Vielfalt von Perspektiven auf den Forschungsgegenstand und bemühen uns, Personen aus verschiedenen Situiertheiten eine Auseinandersetzung mit Filmwerken sowie filmhistorischen Primär- und Sekundärquellen zu ermöglichen. Dabei bleiben wir offen gegenüber Entwicklungen im wissenschaftlichen und gesellschaftlichen Diskurs.

Wir bemühen uns um langfristige Perspektiven für Forschungsprojekte, die durch oder in Kooperation mit uns durchgeführt werden. Erarbeitetes Wissen und Methoden werden dokumentiert und fließen in unsere archivarische, vermittelnde und programmierende Praktik ein. Gewonnene Erkenntnisse verbreiten wir aktiv in Fachgremien, Communities und machen sie der Öffentlichkeit zugänglich.

Ausstellen und Präsentieren
Egal wo wir Film-(Geschichte) ausstellen, streben wir nach den bestmöglichen Bedingungen. Für Filmvorführungen umfasst das die sorgfältige Prüfung und Handhabung des Materials, der Abläufe und des Zustands der Spielstätte. Es ist uns wichtig, Informationen über das Format und die Herkunft der Materialien und Ausstellungsobjekte transparent zu machen und zusätzlichen Kontext anhand von Begleitmaterialien anzubieten.

Der Zugang zu unseren Angeboten soll nicht durch Herkunft, Einkommen, Bildung oder körperliche Einschränkungen erschwert sein. Wir bemühen uns, unser Kinoprogramm und andere Formen der Präsentation inklusiv zu gestalten, um möglichst vielen Menschen aktiv Zugang zu einer Vielzahl von Facetten des filmischen Erbes und seinem historischen Kontext zu ermöglichen.

Wir sehen das Kino als sozialen Ort, den wir pflegen und erhalten. Hier stellen wir die Vielfalt der Filmgeschichte aus: vom Film als Kunstform über den Film als Dokument bis zum Film als Unterhaltung. Dafür recherchieren wir aktiv marginalisierte Positionen und machen diese sichtbar. Grundbedingung dafür ist eine regelmäßige Überprüfung der eigenen Standpunkte, die in unser Programm einfließen, denn eine sich laufend verändernde Welt fordert stetige Neukontextualisierung.

Wir begegnen den Werken und allen beteiligten Personen (Künstler*innen, Publikum, Team, Partner*innen) mit Respekt. Freundlichkeit, eine angenehme Atmosphäre und Wertschätzung sollen mit technischer Exzellenz und Sorgfalt Hand in Hand gehen. Fundierte Einschulung und Weiterbildung des Personals ist hierfür die Basis. Wir lernen aus Erfolgen ebenso wie aus Fehlern und sind offen für den Dialog mit allen Beteiligten (Publikum/Nutzer*innen, Partner*innen). Wir arbeiten aktiv mit anderen Institutionen und streben nach Kooperation und Gegenseitigkeit: wir leihen und verleihen Werke und tauschen Informationen aus. Als Träger des Österreichischen Umweltzeichens agieren wir auch in der Programm- und Ausstellungsarbeit ressourcenschonend.

Vermitteln
Unsere Lehr- und Vermittlungsveranstaltungen verstehen wir als eine Schnittstelle zwischen dem Filmmuseum und der Öffentlichkeit, als Dialog über unsere Arbeit und unser Verständnis der Begriffe Film und Kino.

Was in Vermittlungssituationen zurückkommt, ist uns ebenso wichtig wie das, was wir nach außen darstellen wollen. Im Sinne der pädagogischen Nachhaltigkeit geht es uns um die Vorstellung und Einübung einer Methode, über Film nachzudenken und miteinander ins Gespräch zu kommen. Unterschiedliche Sichtweisen können nebeneinander stehenbleiben und der Ausgangspunkt einer Debatte werden. Den einzelnen Standpunkten begegnen wir mit Respekt und Wertschätzung.

Vielfalt (Geschlecht, sexuelle Identität, kulturelle Herkunft, Muttersprache und Sprachkenntnisse, Migrationsgeschichte, Alter, soziale Herkunft, sichtbare oder unsichtbare Behinderung) stellt sich in dieser Methode nicht automatisch ein. Durch regelmäßige Befragung unserer Vermittlungsstrategien und Methoden, versuchen wir Vielfalt proaktiv zu fördern.

Sorgfältige und professionelle Auseinandersetzung, nicht nur in den filmischen Fachgebieten, sondern auch mit dem eigenen Standpunkt, ist essenziell, um sich dem Anspruch einer vielfältigen, solidarischen und emanzipatorischen Form von Vermittlung annähern zu können.

Dieses Leitbild wurde von einer Arbeitsgruppe von Mitarbeiter*innen des Filmmuseums – Janneke van Dalen, Christoph Etzlsdorfer, Anna Högner, Stefan Huber, Andrea Pollach und Marcus Weber-Eberhardt – im Laufe des Jahres 2024 erarbeitet und im Jänner 2025 fertiggestellt.
 
Jänner 2025