Sécan ciel, 1979, Jean-Michel Bouhours

Ein langes Kino der frühen Jahre? Überlegungen zur Beziehung zwischen den Avantgarden der 1970er Jahre in Frankreich und dem Frühen Kino

Vortrag von Christian Lebrat und Prosper Hillairet & Filme

Intermittences non régulées d'Étienne-Jules Marey Jean-Michel Bouhours. FR, 1978, 16mm, sw, 14 min
Sécan ciel Jean-Michel Bouhours. FR, 1979, 16mm, Farbe, 4 min
Autoportrait au dispositif Christian Lebrat. FR, 1981, 16mm, Farbe, 9 min (18 B/sek)
Trama Christian Lebrat. FR, 1978–80, 16mm, Farbe, 12 min
D'Art moderne Dominique Willoughby. FR, 1977, 16mm, Farbe, 9 min
La Petite Fille Pascal Auger. FR, 1978, 16mm, Farbe, 9 min
Ultrarouge Infraviolet Guy Fihman. FR, 1974, 16mm, Farbe, 31 min
 
Im Frankreich der 1970er Jahre wurde eine Gruppe von Filmemacher*innen rund um die Verleihkooperative Paris Films Coop und die Zeitschrift Melba (1976–1979) Teil einer neuen Strömung, die von Christian Lebrat als "poststrukturelles Kino" bezeichnet wurde. Sie grenzten sich von ihren Vorgänger*innen, die strukturelle Arbeiten schufen, ab, indem sie den Film als einen von vornherein gegebenen Prozess definierten, der zu seiner maximalen Intensität gebracht werden soll. Ihr Kino verzichtet auf jegliche Erzählung und schreibt sich unaufhörlich in jeden Augenblick ein, einzelnen Maschinen gleich, die durch Verflechtungen und Zersplitterungen funktionieren ("image-éclat" – Bild-Splitter). Wo die Avantgarde der 1920er mit Germaine Dulac und dem Begriff der Bewegung oder Jean Epstein und der Photogénie eher auf das Kino der Gebrüder Lumière verwies, wollten die französischen poststrukturellen Filmemacher*innen das Kino neu erfinden, indem sie sich auf dessen Ursprünge bezogen: auf die ersten filmischen Experimente etwa von Étienne-Jules Marey ebenso wie auf Vorläuferapparate des Kinos (Zoetrop, 3D-Experimente). Indem sie in ihrer filmischen Arbeit mit Mitteln wie Fragmentierung, Wiederholung, Vervielfachung oder den Farben experimentierten, vermochten sie das Potenzial des Kinos zu steigern. (P.H./C.L.)
 
Vortrag in englischer Sprache