Foolish Wives, 1922, Erich von Stroheim

Foolish Wives

Erich von Stroheim, US 1922
Drehbuch: Erich von Stroheim; Kamera: Ben Reynolds, William Daniels; Schnitt: Erich von Stroheim, Arthur D. Ripley; Darsteller*innen: Erich von Stroheim, Rudolph Christians, Miss DuPont, Maude George, Mae Bush. 35mm, Farbe und sw, 147 min. Englische ZT 
 
Dem Kino eindeutiger Grenzziehungen hält Stroheim das aphrodisiakische Gift der Mehrdeutigkeit entgegen. Stein um Stein läßt er in Kalifornien die gigantische Kulisse Monte Carlos erbauen und Detail für Detail rekonstruiert er in besessener Liebe jene Epoche, die man die schöne zu nennen beliebt – um sie mit Spott, satirischer Kälte und unerbitterlicher Genauigkeit zu entfalten und danach dem Abgrund zu übergeben. Er selbst spielt den Hochstapler, Spieler und Verführer Graf Karamzin, dekadent bis zur Neige, schillernd, sinnlich, affenartig stramm, eine Marionette unter anderen in einer Welt, die unglücklich und schrecklich ist hinter ihrem Pomp. Wie im Gangster- und Vampirfilm scheitert die Bestie, die als sardonischer Held der empörten Hingerissenheit des Publikums gewiss sein darf. Stroheim filmt mit einem Realismus wie kein Regisseur vor und nach ihm, trocken, präzise, in monumentaler Schärfe. Die Personen erscheinen wie Insekten unter der Lupe, visitiert mit befremdeter, schroffer Neugierde. Ein filmischer Stil der Unbestechlichkeit. (H.T.)
 
Wir zeigen Foolish Wives, der lange Zeit nur in einer stark gekürzten Fassung zugänglich war, in der großartigen Restaurierung des Museum of Modern Art (MoMA, New York) und des San Francisco Silent Film Festival, von der wir bei Haghefilm in Amsterdam eine Kopie für unsere Sammlung herstellen ließen.
 
Freier Eintritt für Fördernde Mitglieder am 5. September 2024
 
Am Klavier: Elaine Loebenstein (an beiden Terminen)