
Der Versuch zu leben
Johann Feindt, DE 1983Drehbuch, Schnitt: Johann Feindt; Kamera: Karl Siebig; Musik: Richard Wester. DCP (von 16mm), Farbe, 89 min. Deutsch
Johann Feindt arbeitete einst als Medizinalassistent im Urban-Krankenhaus in Berlin-Kreuzberg. Dorthin kehrte er zurück, um seinen Abschlussfilm an der Filmschule zu drehen. Ohne Kommentar, auf 16mm, den Prinzipien des Direct Cinema folgend, beobachtet der Filmemacher das ärztliche Fachpersonal im Umgang mit offenen Wunden, ums Leben kämpfenden Menschen, sturen Patient*innen und psychologischen Grenzsituationen. Das Krankenhaus wird unter seinem Blick zu einem überlaufenden Auffangbecken menschlicher Probleme. Statt sich jedoch in der bloßen Geste zu verlieren und jene zu feiern, die das System unter extremer (Selbst-)Ausbeutung am Leben halten, wie das in vergleichbaren Filmen immer wieder geschieht, verweist der Film auf die drohende Kapitulation einer Gesellschaft vor dem eigenen Elend. Ein bestürzendes Werk, durch das man den Satz "Keiner kümmert sich." mit ganz anderen Ohren hört. (P.H.)
Einführung von Eva Königshofen