
Tōkyō nagaremono (Tokyo Drifter)
Suzuki Seijun, JP 1966Drehbuch: Kawauchi Kōhan; Kamera: Mine Shigeyoshi; Schnitt: Shinya Inoue; Musik: Kaburagi Hajime; Darsteller*innen: Watari Tetsuya, Nitani Hideaki, Kita Ishibashiūji, Yoshida Tsuyoshi, Esumi Hideaki. 35mm, Farbe und sw, 82 min. Japanisch mit dt. UT
Tokyo Drifter ist der vielleicht berühmteste und sicherlich bunteste Film des extravaganten Genre-Stilisten Suzuki, der bald darauf von seinem Studio gefeuert wurde, weil er sich weigerte, die ihm zugeteilten "Routinearbeiten" anders zu inszenieren denn als idiosynkratisches, subversives, surreales Ballett. Die Gangster-Geschichte vom singenden Tokyo Drifter, einem Yakuza-Aussteiger, der quer durchs winterliche Japan gejagt wird, dient als Vorlage für ein kubistisches Kino, das ständig in delirierende Details (glühende Farbflecken, brutale Perspektiven, jazzige Synkopen) zu zerfallen droht, um sich dann auf verblüffende Weise vor den Augen der Zuseher neu zusammenzusetzen. Ein ikonisches Werk der Sechzigerjahre. Das stilisierte Pop-Noir-Delirium von Tokyo Drifter zelebriert das traumhafte Potenzial des Films auf vollendete und völlig eigensinnige Weise. (C.H.)
Einführung Christoph Huber am 14.5.2025