
Les chiens (Die Hunde)
Alain Jessua, FR 1979Drehbuch: Alain Jessua, André Ruellan; Kamera: Étienne Becker; Schnitt: Hélène Plemiannikov; Musik: René Koering, Michel Portal; Darsteller*innen: Gérard Depardieu, Victor Lanoux, Nicole Calfan, Pierre Venier, Fanny Ardant. 35mm, Farbe, 100 min. Französisch mit engl. UT
Wie fast alle seine Filmstoffe fand Jessua auch diesen im Alltag: Bei den Musikaufnahmen zu Armaguedon in Mailand merkte er, dass Menschen ihre Hunde ohne Leine abends mit sich führten, um sich, wie ihm erklärt wurde, gegen Straßendiebe zu schützen. Hunde und noch mehr das Verhalten ihrer Herren als Indikatoren der Paranoia und Defekte einer Gesellschaft – Romain Garys Roman White Dog und Samuel Fullers kongeniale Verfilmung sind ein berühmtes Beispiel dafür in der Filmgeschichte –, doch Jessuas denkwürdige Interpretation verdient eine Neuentdeckung. Die Geschichte um einen Arzt, der in einen Pariser Vorort zieht, und bezeugt, wie unter der Ägide eines unscheinbar wirkenden, doch rattenfängerischen Mannes Hunde zu Angriffswerkzeugen trainiert werden und ihre Schwarzen Nachbarn ins Visier nehmen, gleitet im subtilen crescendo von Gesellschaftskritik zu halluzinatorischem Horror. (G.V.)
Courtesy Cinémathèque royale de Belgique
Einführung Christoph Huber am 7.6.2025