"Cinema Futures" (2016)
Ein neuer Film von Michael Palm
Anlässlich seines Jubiläums hat das Österreichische Filmmuseum einen abendfüllenden Film initiiert: Der Autor, Regisseur, Schnittmeister und Sound Designer Michael Palm realisierte ab 2014 an zahlreichen internationalen Drehorten den Essayfilm Cinema Futures, eine vielschichtige Reflexion über die Zukunft des Kinos und des Films in der Ära digitaler Laufbilder.
Cinema Futures ist ein Dokumentarfilm über Gegenwart und Zukunft von Film und Kino in der Ära des Digitalen. In einzelnen Episoden und filmischen Aphorismen werden Zukunftsszenarien, kulturelle Ängste aber auch verheißungsvolle Utopien skizziert, die den epochalen Übergang von der etwa hundertzwanzigjährigen Geschichte des analogen photochemischen Filmstreifens hin zur immateriellen und radikal flüchtigen Zeit digitaler Bild-Datenströme begleiten. Es geht um die Liebe zum Kino, aber ohne Nostalgie. Auf dem Spiel stehen die spezifische Kulturtechnik und Erfahrung des analogen Films, die Erhaltung des audiovisuellen Erbes in den Film- und Fernseharchiven, die Bestandssicherung, Restaurierung und Bewahrung von Laufbildern auf Film und Magnetbändern und die Heilsversprechungen in der Pseudo-Ewigkeit von Bits und Bytes.
Cinema Futures schweift zwischen technokratischem Fortschrittsglauben und den apokalyptischen Visionen vom Totalausfall des audiovisuellen Gedächtnisses: Auf der einen Seite steht dabei die Vorstellung vom Digitalen als Überwindung von Vergänglichkeit bzw. vom demokratischen Zugang zum audiovisuellen Erbe. Auf der anderen Seite droht die Vision unserer Gegenwart als zukünftiges "dunkles Zeitalter", von dem nicht viel erhalten geblieben sein wird, weil Film als physisches Objekt und Kino als techno-soziale Infrastruktur obsolet bzw. digitale Daten unlesbar geworden sind. Was passiert mit den Bildern und Erinnerungen an unsere und vergangene Zeiten, wenn sie keine analog-physische Grundlage mehr haben? Angesichts der akuten Mutationen in den Produktions- und Rezeptionsweisen des Films insgesamt, kann niemand genau sagen, was kommen wird. Filmschaffende, Film- und TV-Archive stehen erst am Anfang der Debatte. Man hat angefangen, die Bestände zu digitalisieren und auf gigantischen Serversystemen abzuspeichern. Wie lange werden die Daten in dieser digitalen Arche Noah lesbar und zugänglich bleiben? Was gewinnen wir, was verlieren wir?