Großstadt-Zigeuner, 1932, László Moholy-Nagy

Film. Stadt. Wien
Drei Nachmittage

17., 24. und 31. Jänner 2010

  

„The city is a state of mind“, schreibt der frühe Stadtsoziologe Robert Ezra Park im Jahr 1914. Die moderne Stadt hatte sich über den gebauten, physischen Raum weit hinaus bewegt, sie hatte das Denken und Fühlen, das Unbewusste, das Körperempfinden und die Ausdrucksmittel ihrer Bewohner erobert. Und sie wurde umgekehrt von diesen Ausdrucksmitteln stets aufs Neue hervorgebracht: als wandelbarer mentaler Raum. In diesem Prozess besitzen die moving images seit Ende des 19. Jahrhunderts eine entscheidende Funktion.
 
Das Projekt Film.Stadt.Wien erkundet die vielfältigen Beziehungen zwischen Stadt und Film. Es bezieht sich vorrangig auf den weiten und kaum erforschten Korpus von Dokumentar-, Amateur-, und Avantgardefilmen über Wien, die das Österreichische ­Film­museum beherbergt. Sie werden in ihrem doppelten Wert analysiert: als ästhetische und als historische Dokumente. Von dem zu erarbeitenden Register an Wien-Filmen sind Anregungen für weitere künstlerische und wissenschaftliche Projekte zu erwarten: Die „Waisen-Filme“, die lange Zeit auf Dachböden, in Kellern oder in den Lagerräumen diverser Archive schlummerten, werden erforscht, restauriert und über Präsentationen, künstlerische Bearbeitung, ­Publikationen oder im Internet wieder zugänglich gemacht.
 
Die drei Nachmittage kommunizieren auf vielfältige ­Weise mit der aktuellen Ausstellung Kampf um die Stadt – Politik, Kunst und Alltag um 1930: Sie greifen deren thematische Linien auf und kontextualisieren Ideen und Konzepte aus der Stadtgeschichte mittels früher Klassiker des „Stadtfilms“ (im ersten Programm) sowie rarer, „ephemerer“ Filmmaterialien.
 
Die Ausstellung "Kampf um die Stadt – Politik, Kunst und Alltag um 1930", realisiert vom Wien Museum, ist bis 28. März 2010 im Wiener Künstlerhaus zu sehen. Film.Stadt.Wien ist ein Forschungsprojekt des Ludwig Boltzmann-Instituts für Geschichte und Gesellschaft, in Zusammenarbeit mit D & S (Gustav Deutsch und Hanna Schimek) und dem Österreichischen Filmmuseum. Gefördert vom WWTF im Rahmen des Wiener Impulsprogramms für Geistes-, Sozial- und Kulturwissenschaften.
Zusätzliche Materialien