1. März 2014
„I never said I was nice“, hieß es einmal auf einer Platte von Lou Reed. Tatsächlich mag dies eine der Eigenschaften gewesen sein, die das oftmals konfrontative Werk des Musikers kennzeichnete – und seine Haltung gegenüber der Medienöffentlichkeit. Kein Wunder also, dass nach Reeds Tod am 27. Oktober 2013 in der hiesigen Medienlandschaft zumeist auf diesem einen Aspekt herumgeritten wurde: wie arrogant er sich nicht Journalist/inn/en gegenüber geriert habe, wie weltverdrossen er nicht die letzten Jahre dahinvegetiert habe. Eher unbeachtet blieb dabei, wie komplex und vielseitig – unterschiedlichste Extreme verbindend – Reeds fast 50-jähriges Lebenswerk ist. Welch bahnbrechende, neue Idiome er in die Rock- bzw. Experimentalmusik eingeführt hat, die man oft erst Jahrzehnte nach ihrem Erscheinen zu goutieren begann.
Der Abend für Lou Reed im Filmmuseum wird versuchen, dieses breite, in vielen Farben strahlende Werk zu würdigen – ausgehend vom filmischen Medium, das bei Reed stets eine wichtige Begleitkomponente war. Am Vorabend des Tages, an dem der Musiker seinen 72. Geburtstag gefeiert hätte, steht ein moderierter Streifzug von den Sixties bis heute auf dem Programm: Von den ersten Auftritten Reeds und seiner Band The Velvet Underground in Filmen von Danny Williams, Andy Warhol und Jonas Mekas erstreckt sich der Bogen bis zu experimentellen Arbeiten, etwa des Filmemachers Dietmar Brehm, für die Reeds Musik mehr als nur musikalische Inspiration ist. Daneben werden Ausschnitte aus Spielfilmen, Interviews und Musik-Clips gezeigt, die Reeds versierte Rollenspiele – vom Gender-Transformer und „Rock’n’Roll Animal“ bis hin zum literaturkundigen Edgar-Allan-Poe- und Wedekind-Interpreten – bezeugen. Abgerundet wird die Veranstaltung durch Live-Auftritte von Soap & Skin, Schmesiér und Sir Tralala, die der Musik Reeds ihre höchstpersönliche Hommage erweisen.
Der Abend wird von Christian Höller gestaltet und findet in Kooperation mit FM4 – Im Sumpf statt: Die Sendung am 2. März 2014 (21 bis 23 Uhr) wird gleichfalls im Zeichen Lou Reeds stehen.