Alfred Kaiser
Diagonale: 17. bis 22. März // Filmmuseum: 23. bis 30. März 2015
Mit dem restaurierten Werk von Alfred Kaiser (1940–1994) stellt das Filmmuseum auf der Diagonale und im eigenen Haus einen Einzelgänger der heimischen Filmgeschichte vor – im Sinne einer zweiten Wiederentdeckung, denn dank der Initiative von Navigator Film waren Kaisers Werke schon einmal, nach seinem Tod, kurz der Vergessenheit entrissen worden.
Alfred Kaiser war als Raumplaner, Neurologe und Paläontologe tätig; Anfang der 1970er Jahre erstellte er eine wissenschaftliche Filmsammlung zum „menschlichen Verhalten“. 1975 entstand sein erster Film, Ein drittes Reich, montiert aus Filmmaterial der NS-Ära – einer „Vergangenheit, die nicht ruht, vielmehr ihren Moment des Erkennens in der Gegenwart hat“ (Elisabeth Büttner). Wie auch im Folgefilm Noch ein drittes Reich aus seinem Abfall kommt Kaisers Kommentar zur Nazi-Kinopropaganda ohne (eigene) Worte aus: Sinn wie Polemik beziehen seine Filme aus der souveränen Neufügung der Bilder & Töne.
In Kaiserschnitt – eine Operette (1977) gelingt ihm ein weiterer Schritt, hier muss dem Ausgangsmaterial nicht mehr per se widersprochen werden: Slapstick, Fotografien und Aktualitäten aus der K.u.k.-Zeit sowie ein Potpourri aus Musikstücken und mannig-faltigen Sprachtonfetzen werden „selbsterklärend“ collagiert. Mit Zetteldämmerung (1979) wendet sich Kaiser lakonisch vom Found-Footage-Modus ab. Nach Art des Direct Cinema beobachtet er den Dichter Christian Ide Hintze beim Verteilen seiner „Zettelgeschichten“ in Fußgängerzonen und vor Fabrikstoren: ein scharfer Blick auf die städtische Gegenwart. Dies ist Kaisers vierter und letzter Film; nach langen, zermürbenden Bittgängen zu den Fördergremien beendet er sein Filmschaffen, arbeitet aber bis zu seinem Tod als Maler, Komponist und Schriftsteller.
Die Restaurierung der Filme von Alfred Kaiser wurde im Jahr 2012 durch eine Förderung des Bundesministeriums für Unterricht, Kunst und Kultur ermöglicht.