Moolaadé (Bann der Hoffnung), 2004, Ousmane Sembène

Collection on Screen:

RISE UP! Kino und (De)Kolonialität

6. bis 27. November 2022

Kolonialismus sei keine Denkmaschine, erklärt Frantz Fanon in Die Verdammten dieser Erde, sondern Gewalt und werde sich nur einer größeren Gewalt beugen. So unterschiedlich die Werke der hier versammelten Filmemacher*innen auch sein mögen, setzen doch alle ihre Hoffnung darauf, dass die Macht der Bilder Anteil an jener größeren Gewalt haben möge, derer es bedarf, um das Kino und die (visuelle) Kultur zu dekolonialisieren.
 
Filme bilden die Welt nicht nur ab, sondern tragen auch dazu bei, dass sich mögliche Welten ereignen, und die hier gezeigten Arbeiten sind Seismografen und Transformatoren von gesellschaftlichen Dynamiken, deren Stimmung und Musikalität sie erfahrbar machen. In vier Kapiteln werden filmische Praktiken vorgestellt, die über ihre Intervention in einer Welt nachdenken, in der sie etwas verändern und bewirken wollen.
 
Touki Bouki (Die Reise der Hyäne) eröffnet die Flucht nach vorn aus einer psychedelischen afrikanischen Moderne, und Bamako (Das Weltgericht von Bamako) führt einen konfrontativ-poetischen Angriff auf die Globalisierung. Die postkoloniale Selbstermächtigung erfolgt in Las Aventuras de Juan Quinquin (Die Abenteuer des Juan Quinquin) als die Errettung des Populären aus Revolution und Groteske, und Memorias del subdesarrollo (Erinnerung an die Unterentwicklung) liefert eine Charakterstudie der Entfremdung in Zeiten des Umbruchs. Das Kapitel Gender trouble wendet sich mit Moolaadé (Bann der Hoffnung) gegen die überkommene patriarchale Ordnung und spürt in Chocolat (Verbotene Sehnsucht) den Bruchlinien einer dekolonialen Ästhetik nach. Zuletzt tritt in Meghe dhaka tara (Der verborgene Stern) eine historisch-mythische Migrantin Aus dem Schatten kolonialer Zerrissenheit, und Sans Soleil – Unsichtbare Sonne fragt nach einem Erinnern, das nicht das Gegenteil des Vergessens wäre. (Tom Waibel)