Unter der Bedingung, dass ...

Plakat Luigi Zampa & Luciano Salce
Der Legende nach brachten Engel beim Bau der Prager Synagoge "Altneu" Steine aus dem Jerusalemer Tempel mit der Auflage, dass diese bei der Ankunft des Messias und dem Wiederaufbau des Tempels zurückzugeben seien. Der Name der Synagoge leite sich also vom hebräischen עַל תְּנַאי (al tenai) ab, was "unter der Bedingung, dass" bedeutet.
 
Warum diese Assoziation, diese Rahmung? Nicht nur, weil der Jahresanfang alles neu macht oder weil wir im aktuellen Amos-Vogel- Atlas Gäste aus Prag begrüßen. Das aktuelle Pro-gramm ist auch ein Beispiel dafür, dass alles Neue bedingt ist. Das Amsterdam der Ge-genwart, das Steve McQueen in Occupied City (den wir als Premiere zeigen) filmt, steht auf den Ruinen der Nazibesatzung. Die Commedia all’italiana von Luigi Zampa und Luciano Salce tanzt vermeintlich leichtfüßig sowohl auf dem Boden der "Stunde Null" im Jahr 1945 als auch auf dem der Konflikte und Umbrüche der Nachkriegszeit. Zu überprüfen in der großen Filmschau, die wir den beiden unterschätzten römischen Filmemachern widmen.
 
Soweit die inhaltlichen Assoziationen. Doch was ist der Inhalt ohne seine Form, das Pro-gramm ohne seinen Rahmen? Das ist zum einen das Unsichtbare Kino, in das wir Sie auch 2025 einladen wollen, um unseren Retrospektiven – so oft wie menschenmöglich auf Film! – zu begegnen. Zum anderen ist es dieses Programmheft, das Sie in Händen halten. 2024, anlässlich unseres 60. Geburtstags, haben wir ihm ein neues, magazinartiges Jubiläums-format gegeben; 2025 kehren wir nun zum "altneuen" handlichen Format zurück, über das ein Besucher so treffend sagte: "Nirgendwo sonst wird die Reduktion auf das Wesentliche so schön auf den Punkt gebracht wie hier."
 
Ich wünsche Ihnen viele Entdeckungen in unserem Winterprogramm. Es ist der Auftakt zu einem Jahr, das im Zeichen großer Jubiläen steht, die uns gerade heute an die Verletzlichkeit und Kostbarkeit unserer freien
demokratischen Gesellschaft erinnern sollen. Lassen Sie sich in einer Kultur der audiovisuellen Beliebigkeit von unserem kuratierten Programm begeistern, ob Sie Mitglied sind oder (noch) nicht. Auf ein frohes 2025 und bis bald im Kino!
 
Michael Loebenstein

Dank

Carmen Accaputo (Cineteca di Bologna); Elena Beltrami, Alessandro De Zan (Cineteca del Friuli); Maria Coletti, Steve della Casa (Cineteca Nazionale); Germana Ruscio (Cinecittà); Emanuele Salce; Andrea Pergolari; Nicola Locatelli, Antonella Olivetto, Ernst Kanitz (Istituto Italiano di Cultura di Vienna); Claire Simon; Barbara Albert, Alexander Mahler (Filmaka-demie Wien/Institut für Film und Fernsehen); Constantin Wulff; Birgit Kohler (Arsenal – Institut für Film und Videokunst); Elisabeth Linemeyr, Milena Platte- Kubiak (Institut français d'Autriche); Marine Gaillard (Institut français); Brigitte Berg (Les documents cinématographiques); Matthieu Grimault (Cinémathèque française); Angelika Bolnberger (Verein kinderhände); Gregor Holzinger, Stephan Matyus, Valerie Seufert (Mauthausen Memorial)
   
Vielen Dank an unsere Programmpartner*innen!

Impressum

Medieninhaber: Österreichisches Filmmuseum. Für den Inhalt verantwortlich: Christoph Huber, Tom Waibel; alle: 1010 Wien, Augustinerstraße 1. Corporate Design, Grafik und Produktion: Gabi Adébisi-Schuster. Druck: Medienfabrik Graz. Fotos: Soweit nicht anders ausgewiesen stammen die Bilder aus der Fotosammlung Österreichisches Filmmuseum.
 

Mitwirkende

Kuratierung/Texte/Moderationen/Einführungen

Martin Mazanec (M.M.), Filmwissenschafter
Olaf Möller (O.M.), Filmkritiker
Sylva Poláková (S.P.), Filmhistorikerin
Emanuele Salce, Regisseur
Dietmar Schwärzler (D.S.), Kurator
Claire Simon, Filmemacherin
Jan Soldat, Filmemacher
Constantin Wulff (C.W.), Filmemacher
 
Österreichisches Filmmuseum:
Christoph Huber (C.H.), Kurator
Stefan Huber (S.H.), Vermittlung
Michael Loebenstein (M.L.), Direktor
Andrea Pollach (A.P.), Programm
Elisabeth Streit (E.S.), Bibliothek
Alessandra Thiele (A.T.), Geschäftsleitung
Tom Waibel (T.W.), Amos Vogel Library