Collection on Screen:
New Hollywood
4. Mai bis 28. Juni 2023
Dem Umbruch in Hollywood während der 1960er und 1970er hat das Filmmuseum mehrere Retrospektiven gewidmet. Auch in der Sammlung beherbergen wir eine Reihe von Schlüsselfilmen dieser Epoche, die wir in diesem Collection on Screen-Modul ausstellen. Die Auswahl bleibt bewusst auf Spielfilme beschränkt und schließt an unsere Collection on Screen-Reihen zum italienischen Neorealismo (Herbst 2021) und der französischen Nouvelle Vague (Frühjahr 2022) an.
Die Impulse der Neuen Welle im Frankreich der 1960er wirkten nicht zuletzt in Übersee weiter, so als direkte Inspirationsbasis des Drehbuchs zu Bonnie and Clyde (1967). Der schließlich von Arthur Penn inszenierte Film war zunächst François Truffaut und Jean-Luc Godard angeboten worden und gilt als Startschuss von New Hollywood: Seine kühnen Tonlagenwechsel von Slapstick zu Gewalt markierten jedenfalls eine Zeitenwende in der Traumfabrik, ermöglicht durch die 1966 durchgesetzte Abschaffung der jahrzehntelang vom Production Code oktroyierten Selbstzensur.
Hollywood-Ausnahmefilme wie Marlon Brandos One-Eyed Jacks (1961) oder John Frankenheimers The Manchurian Candidate (1962) hatten schon parallel zur Nouvelle Vague einen coolen, modernen, persönlichen Zugang etabliert, während das alte Studiokino verschwand. Bonnie and Clyde zählte dann zu den Erfolgsprojekten, die ein zeitweises Umdenken in Hollywood auslösten: Man wollte ein jüngeres Publikum erreichen, das sich inzwischen mehr für moderne Filme aus Europa oder Asien interessierte. Cinephile Regisseure wie Steven Spielberg, Martin Scorsese oder Walter Hill konnten neue Ideen umsetzen, es gab Raum für politisches Engagement, etwa in Hal Ashbys Shampoo (1975), und vor allem für den unkonventionellen Umgang mit Genres, vom Roadmovie (Monte Hellmanns Two-Lane Blacktop, 1971) über den Thriller (Francis Ford Coppolas The Conversation, 1974) bis zum Boxerfilm (John Hustons Fat City, 1972 – auch ein Top-Beispiel für die Wechselwirkung zwischen New Hollywood und dem Kino von Industrieveteranen).
Die leichtere Technik, die den stilprägenden Vérité-Look der Nouvelle Vague ermöglichte, wanderte übers parallele dokumentarische Direct Cinema in so unterschiedliche Großtaten wie George A. Romeros Horror-Durchbruch Night of the Living Dead (1968), Barbara Lodens einzigem Langfilm Wanda (1970) oder das Werk von John Cassavetes mit seiner wie improvisiert wirkenden Arbeit mit den Schauspieler*innen. Mit der Öffnung für die Autorenfilm-Idee wurden sogar europäische Regiekünstler nach Hollywood "importiert", etwa Michelangelo Antonioni, dessen MGM-Deal in Professione: Reporter / The Passenger (1975) mit Jack Nicholson gipfelte. Doch die Ära der neuen Blockbuster und eine Reihe kommerzieller Misserfolge brachten noch in den 1970ern das Ende der Aufgeschlossenheit von New Hollywood: 1983 konnte Jim McBride, ein Vorreiter der Bewegung, mit Breathless noch ein bemerkenswertes Remake von Godards Nouvelle-Vague-Klassiker À bout de souffle (Außer Atem, 1960) abliefern, doch wurde es kein Aufbruch wie einst, sondern eine Art (Rockabilly-)Abgesang. (Christoph Huber)
Dem Umbruch in Hollywood während der 1960er und 1970er hat das Filmmuseum mehrere Retrospektiven gewidmet. Auch in der Sammlung beherbergen wir eine Reihe von Schlüsselfilmen dieser Epoche, die wir in diesem Collection on Screen-Modul ausstellen. Die Auswahl bleibt bewusst auf Spielfilme beschränkt und schließt an unsere Collection on Screen-Reihen zum italienischen Neorealismo (Herbst 2021) und der französischen Nouvelle Vague (Frühjahr 2022) an.
Die Impulse der Neuen Welle im Frankreich der 1960er wirkten nicht zuletzt in Übersee weiter, so als direkte Inspirationsbasis des Drehbuchs zu Bonnie and Clyde (1967). Der schließlich von Arthur Penn inszenierte Film war zunächst François Truffaut und Jean-Luc Godard angeboten worden und gilt als Startschuss von New Hollywood: Seine kühnen Tonlagenwechsel von Slapstick zu Gewalt markierten jedenfalls eine Zeitenwende in der Traumfabrik, ermöglicht durch die 1966 durchgesetzte Abschaffung der jahrzehntelang vom Production Code oktroyierten Selbstzensur.
Hollywood-Ausnahmefilme wie Marlon Brandos One-Eyed Jacks (1961) oder John Frankenheimers The Manchurian Candidate (1962) hatten schon parallel zur Nouvelle Vague einen coolen, modernen, persönlichen Zugang etabliert, während das alte Studiokino verschwand. Bonnie and Clyde zählte dann zu den Erfolgsprojekten, die ein zeitweises Umdenken in Hollywood auslösten: Man wollte ein jüngeres Publikum erreichen, das sich inzwischen mehr für moderne Filme aus Europa oder Asien interessierte. Cinephile Regisseure wie Steven Spielberg, Martin Scorsese oder Walter Hill konnten neue Ideen umsetzen, es gab Raum für politisches Engagement, etwa in Hal Ashbys Shampoo (1975), und vor allem für den unkonventionellen Umgang mit Genres, vom Roadmovie (Monte Hellmanns Two-Lane Blacktop, 1971) über den Thriller (Francis Ford Coppolas The Conversation, 1974) bis zum Boxerfilm (John Hustons Fat City, 1972 – auch ein Top-Beispiel für die Wechselwirkung zwischen New Hollywood und dem Kino von Industrieveteranen).
Die leichtere Technik, die den stilprägenden Vérité-Look der Nouvelle Vague ermöglichte, wanderte übers parallele dokumentarische Direct Cinema in so unterschiedliche Großtaten wie George A. Romeros Horror-Durchbruch Night of the Living Dead (1968), Barbara Lodens einzigem Langfilm Wanda (1970) oder das Werk von John Cassavetes mit seiner wie improvisiert wirkenden Arbeit mit den Schauspieler*innen. Mit der Öffnung für die Autorenfilm-Idee wurden sogar europäische Regiekünstler nach Hollywood "importiert", etwa Michelangelo Antonioni, dessen MGM-Deal in Professione: Reporter / The Passenger (1975) mit Jack Nicholson gipfelte. Doch die Ära der neuen Blockbuster und eine Reihe kommerzieller Misserfolge brachten noch in den 1970ern das Ende der Aufgeschlossenheit von New Hollywood: 1983 konnte Jim McBride, ein Vorreiter der Bewegung, mit Breathless noch ein bemerkenswertes Remake von Godards Nouvelle-Vague-Klassiker À bout de souffle (Außer Atem, 1960) abliefern, doch wurde es kein Aufbruch wie einst, sondern eine Art (Rockabilly-)Abgesang. (Christoph Huber)
Zusätzliche Materialien
Link Filmsammlung
Regelmäßiges Programm Collection on Screen
Blog Following Film Einführung zu Duel von Drehli Robnik
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