Robert Frank. Filmmaker
14. bis 26. November 2003
Die 25 Film- und Videoarbeiten des Fotografen Robert Frank zählen zu den bestgehüteten Geheimnissen der Filmgeschichte: Sein Debüt, das Beatnik-Poem Pull My Daisy (1959), gilt zwar als Klassiker, auch seine drei Werke in Spielfilmlänge – das faszinierende Schizophrenie-Experiment Me and My Brother (1965-68), die berüchtigte Rolling-Stones-Doku Cocksucker Blues (1972) sowie das einnehmend musikalische Road Movie Candy Mountain (1987) – wurden durchaus wahrgenommen, aber der eigentliche Kern seines Werks harrt immer noch der Entdeckung.
Es handelt sich dabei um eine Reihe zutiefst persönlicher Essayfilme, die einer flüchtigen, höchst gegenwärtigen Ästhetik verpflichtet sind und ausgiebig dem scheinbar Unbedeutenden, Nebensächlichen huldigen. In ihnen lässt sich ein Außenseiterblick auf die Möglichkeiten des Kinos entdecken. Das Filmmuseum zeigt im November alle Film- und Videoarbeiten von Robert Frank.
1925 in Zürich geboren, studiert Robert Frank Französisch und macht eine Fotografenausbildung in der Schweiz, bevor er 1947 nach New York emigriert, wo er als Mode- und Kunstfotograf arbeitet. Mit dem aufsehenerregenden Fotoband The Americans (1958) liefert er ein düsteres Gegenbild zur US-amerikanischen Selbstsicht – und wechselt unmittelbar darauf ins Kino, inszeniert mit Alfred Leslie Pull My Daisy, in dem die für Frank charakteristische Mischung aus Fiktionalem und Dokument bereits abzusehen ist. Seine weitere Karriere verläuft größtenteils im Privaten: Der legendäre Eklat um Cocksucker Blues ist die einzige Ausnahme.
Ab 1970 führt Frank mit seiner Familie eine zurückgezogene Existenz in Novia Scotia und wendet sich zwischendurch wieder der Fotografie zu. Bis auf wenige Auftragsarbeiten entsteht Franks Filmwerk in autobiografischen Skizzen – wie dem dysfunktionalen Familienfilm Conversations in Vermont (1969), der großen Tagebuch-Arbeit Home Improvements (1985) und dem berührenden Erinnerungs-Essay The Present (1996).
Die Veranstaltung findet in Zusammenarbeit mit Sixpack Film und den Diagonale Specials im Rahmen von Graz 2003 statt.
Anlässlich dieses Projekts ist im Verlag Scalo (Zürich-Berlin-New York) das erste Buch über den Filmemacher Robert Frank erschienen: frank films. the film and video work of robert frank (deutsch/englisch; Hg. Brigitta Burger-Utzer, Stefan Grissemann, Gestaltung: Karl Ulbl)