Stadtfilme

Wien 1906: In der Tramway durch die Weltstadt

Schauplätze sind der Ring beim Burgtheater und der Staatsoper, der Schwarzenbergplatz und der Prater. Weitere Details zu den Orten und allgemeine Informationen zum Film finden Sie auf stadtfilm-wien.at
 

Vienne en Tramway – schlichter und inniger wird keine Liebeserklärung des Kinos an die Stadt mehr sein. Ein einziger Einstellungstypus und die feste Verankerung der Kamera hinter dem Führerstand der fahrenden Tramway reichen hin, um das Großstadtleben zum Wunder zu machen: das Wunder der selbsttätigen Regulierung und Koordinierung tausender unterschiedlicher Tätigkeiten anonymer Menschen. Die Tiefenschärfe der frühen Kameraoptik entfaltet einen Raum ohne privilegierte Objekte. Der Blick der Filmkamera demokratisiert selbst die Ringstraße – unter Einschluss der Pflasterarbeiter, deren Bedeutung den schriftlichen Zeugnissen der Stadtgeschichte gemeinhin entgangen ist.
 

Die Pathè Frères springen damit freilich auf einen Trend auf. 1906, kurz vor der Zerstörung von San Francisco, produzieren die Miles Brothers A Trip down Market Street, gefilmt aus einem Cable-Car heraus; unbekannte Kameraleute machen Ähnliches in Sydneys George Street. So gesehen reiht Vienne en Tramway Wien unabweislich unter die Weltstädte im Jahrhundert des Films ein.

Siegfried Mattl (1954–2015)
Erstmals veröffentlicht auf derStandard.at am 17.2.2014


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