Mary Pickford und Frances Marion am Set von

Kino-Atlas 3: A Mary Pickford Production

31. März bis 3. April 2016

 

Wenn von den Stars der Stummfilmära die Rede ist, fallen unweigerlich zuerst die Namen von Männern: Charles Chaplin, Buster Keaton, Douglas Fairbanks. Weitgehend in Vergessenheit geraten sind dagegen die vielen Frauen, die das Kino der 1910er und 1920er Jahre geprägt haben – auf allen Ebenen. Selbst Mary Pickford, ­einer der größten Stars ihrer Epoche und eine Hauptfigur in Hollywoods Gründerzeit, muss zumindest in Europa immer wieder neu entdeckt werden. Der dritte Teil der Filmmuseum-Reihe Kino-Atlas präsentiert fünf lange und zwei kurze Schlüsselwerke Pickfords. 

 
Die in armen Verhältnissen aufgewachsene gebürtige Kanadierin war eine self-made woman, die sich bereits früh der untergeordneten Rolle entzog, auf die das entstehende Studiosystem sie ­festlegen wollte. Schon bevor sie gemeinsam mit Chaplin, D.W. Griffith und Fairbanks das Unternehmen United Artists gründete – mit dem Ziel, dem kreativen Personal größere künstlerische Freiheit zu verschaffen –, agierte Pickford als ihre eigene Produzentin: Die 1916 gegründete Mary Pickford Film Corporation war ganz auf ihren Star zugeschnitten.

 
In der Folgezeit formte sich um Pickford ein festes Produktionsteam: Die ehemalige Zeitungsreporterin und Schauspielerin Frances Marion wurde zu ihrer Lieblingsdrehbuchautorin, Marshall Neilan, ein vergessener Meister der Stummfilmära, zu ihrem Stammregisseur. In dieser Konstellation entstehen in den Jahren 1917 und 1918 einige der schönsten Pickford-Filme, in denen das Komische oft unvermittelt neben dem Melodramatischen steht: In Rebecca of Sunnybrook Farm spielt sie ein Waisenmädchen, in A Little Princess wird sie von bitterer Armut heimgesucht, in Amarilly of Clothes-Line Alley muss sie dem Ghetto entkommen; in Stella Maris gibt es gleich zwei Pickfords, eine reiche und eine arme; und im etwas später, ­bereits für United Artists entstandenen The Love Light, einer von nur drei Regiearbeiten Frances Marions, bewacht „America’s Sweetheart” einen Leuchtturm. Ergänzt wird das Programm durch den Griffith-Kurzfilm The New York Hat sowie eine rare Propa­gandaarbeit.

 
Pickfords beste Filme haben ein Nahverhältnis zum Märchen und sind doch stets fest in der Lebenswelt ihrer Zeit verankert. ­Stefan Ripplinger schreibt in seiner Studie Mary Pickfords Locken über die auch heute noch erstaunliche Modernität dieses Kinos: „Obwohl ihre Filme sich an den Erwartungen und Werten eines plebejischen Publikums orientieren, verharrt Pickford weder innerhalb der Grenzen der Geschlechts-, noch in denen der Klassenrolle. Sie will sich vielmehr hier wie da nicht abfinden mit ihrem Schicksal, will als Reiche nicht leblos, als Arme nicht chancenlos bleiben, weder als Mädchen puppenhaft, noch als Junge herzlos sein.“
 

Die Schau findet in Zusammenarbeit mit der Mary Pickford Foundation, dem UCLA Film & Television Archive und der Library of Congress statt.

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