Close-Up
Sans toit ni loi
Agnès Varda (F 1985)
Am Anfang von Agnès Vardas erstem Spielfilm steht das Ende seiner Protagonistin: Mona, die Herumtreiberin "ohne Dach und Recht", wird tot in einem Weinberg gefunden, irgendwo im winterlichen Frankreich. Was folgt, sind die letzten Wochen ihres Lebens. Dabei interessiert sich Varda weniger für das "Warum?" ihres Todes als für die Frage, welche Spuren ein Mensch hinterlässt, um den sich niemand kümmert. Monas Begegnungen on the road sind flüchtig, sie selbst wird selten als Mensch wahrgenommen, sondern fungiert als Projektionsfläche für Vorstellungen von Freiheit und Romantik. Die Kamera folgt der Hauptfigur in nüchtern-investigativer Distanz, findet dabei aber für jede von Monas Begegnungen eine eigene Form. Am Ende steht das Bild eines Lebens, das zu komplex ist, um es widerspruchsfrei aufzuzeichnen.
Der Filmvorführung (R: Agnès Varda, 103 min) in frz. OmdU folgt eine 60-minütige Analyse anhand ausgewählter Filmsequenzen.