Visual History of the Holocaust
Rethinking Curation in the Digital Age
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Was bedeutet es, filmisches und anderes Kulturgut von höchster geschichtlicher Brisanz digital zu kuratieren? Der Holocaust
ist ein zentraler Bezugspunkt europäischer Geschichte und eine Art "negativer Gründungsmythos" der Europäischen Integration.
Die Frage nach seinen bisherigen Darstellungen und seiner Darstellbarkeit stellt sich im digitalen Zeitalter nochmals neu.
Ein Konsortium aus 13 österreichischen, deutschen, israelischen und französischen Forschungseinrichtungen, Museen, Gedenkstätten
und Technologieentwicklern wird ab Jänner 2019 gemeinsam mit amerikanischen Partnern dazu beispielgebende Konzepte und Anwendungen
entwickeln.
Im Projekt "Visual History of the Holocaust: Rethinking Curation in the Digital Age", das vom Ludwig Boltzmann Institut für
Geschichte und Gesellschaft in enger Zusammenarbeit mit dem Österreichischen Filmmuseum koordiniert wird, geht es um die Möglichkeiten
und Grenzen digitaler Technologien bei der Bewahrung, Erschließung und Vermittlung von Dokumenten zum Holocaust.
Im Zentrum des Projekts stehen die raren filmischen Dokumente, die von alliierten Streitkräften in befreiten Konzentrationslagern
sowie an anderen Stätten nationalsozialistischer Verbrechen angefertigt wurden. Obwohl sie nur einen bestimmten Aspekt des
Holocaust zeigen, haben sie die leere Stelle der fehlenden Bilder besetzt und die Vorstellung vom Holocaust nachhaltig geprägt.
Diese auf Archive in den USA, Großbritannien, Russland und andere frühere Sowjetrepubliken verstreuten Filmdokumente werden
erstmals zentral zusammengeführt, nach neuesten Kriterien digitalisiert, analysiert und erschlossen, um sie in weiterer Folge
mit Fotografien, Schriftdokumenten, Oral History Interviews mit Überlebenden, Kameraleuten und anderen Zeugen, aber auch mit
später produzierten filmischen Werken zu verknüpfen.
Bei der Arbeit mit den Filmen kommen verschiedenste digitale Technologien zum Einsatz, darunter avancierte Digitalisierung,
automatische Bild- und Textanalyse, zeitbasierte Annotation und standortbezogene Dienste. Ein Ziel ist die Herstellung neuer
Sinnzusammenhänge für die Forschung in Fachgebieten wie Geschichte, Film- und Medienwissenschaft, Cultural Studies und Computerwissenschaft.
Darüber hinaus werden neuartige Vermittlungsanwendungen für Gedenkstätten, Museen und Bildungseinrichtungen erprobt. Mehrere
Gedenkstätten sind als Partner direkt am Konsortium beteiligt: die KZ-Gedenkstätte Dachau, die KZ-Gedenkstätte Mauthausen
und die Gedenkstätte Bergen-Belsen.
Projektkonsortium
Ludwig Boltzmann Institut für Geschichte und Gesellschaft (AT), Bundesanstalt KZ-Gedenkstätte Mauthausen (AT), Centre National
de la Recherche Scientifique (FR), Deutsches Filminstitut (DE), The Hebrew University of Jerusalem (IL), Justus-Liebig-Universität
Gießen (DE), max.recall information systems Gmbh (AT), Österreichisches Filmmuseum (AT), rtd services OG (AT), Stiftung Bayerische
Gedenkstätten – KZ-Gedenkstätte Dachau (DE), Stiftung niedersächsische Gedenkstätten – Gedenkstätte Bergen-Belsen (DE), Technische
Universität Wien (AT), Universität Bremen (DE)
Assoziierte Partner
National Archives and Records Administration (USA), United States Holocaust Memorial Museum (USA)
Projektlaufzeit
Vier Jahre mit Start im Jänner 2019
Förderung
Das Projekt "Visual History of the Holocaust: Rethinking Curation in the Digital Age" wird im Rahmen des EU-Programms Horizon 2020 als Innovation Action mit rund 5 Mio. Euro gefördert. Es wurde aus 37 Anträgen erstgereiht.