Archäologie des Amateurfilms
Das Projekt Archäologie des Amateurfilms setzte die Schwerpunkte fort, die mit den Projekten Film.Stadt.Wien und Like Seen on the Screen begonnen wurden. Aus der Aufarbeitung weiterer Amateurfilme aller Art wurden die im Bestand überlieferten Motivkomplexe, Themenstellungen und ästhetischen Formen in ihrer jeweiligen Heterogenität historisch rekonstruiert und mit jenen kulturellen Praktiken in Beziehung gesetzt, deren Resultat und Ausdruck sie sind. Die aus den Ergebnissen dieses Projekts gesammelten Erkenntnisse wurden 2015 in der Publikation Abenteuer Alltag. Zur Archäologie des Amateurfilms versammelt. Der Band bietet einen Überblick über aktuelle archivbasierte Forschungen zum Amateurfilm im europäischen Raum und versammelt Beiträge zu Themen wie Technologie und Ästhetik, Genres und Variationen, Politik und Geschichte des Amateurfilms.
Das vom FWF geförderte Forschungsprojekt Archäologie des Amateurfilms. Ausgrabungen zur visuellen Kultur der Moderne verstand sich als Analyse- und Erschließungsprojekt: Der Amateurfilm, ein von der internationalen kulturwissenschaftlichen Forschung bisher kaum wahrgenommenes Feld filmischer Ausdrucksweisen und Praktiken, sollte in systematischer Weise historisch untersucht werden.
Für das Projekt stand ein rund 7.000 Rollen umfassender, grob vorstrukturierter Bestand von Amateurfilmen im Österreichischen Filmmuseums zur Verfügung, der für die Grundlagenforschung in besonderem Maße geeignet erschien. In Bezug auf das verwendete Filmmaterial, den Entstehungszeitraum, die Adressierung des Publikums sowie die "Autorenschaft" enthielt diese Sammlung äußerst vielfältige Filmdokumente: seltene(Amateur-)Langspielfilme, einen Bestand früher Filme aus den 1920er und 30er Jahren, biographisch rekonstruierbare Familienfilme (z.B. der einzigartige Nachlass der Familie Apfeltaler, dessen 150 Rollen auch "Aktualitäten" umfassen) komplex konstruierte Kulturfilme, oder auch ein riesiger Sonderbestand an Flohmarktfunden höchst unterschiedlicher Provenienz (Sammlung Arash, ca. 1930 bis 1980).
Das Projekt kam zwei Forderungen nach, die in der jüngsten Theoriebildung wiederholt geäußert wurden: Zum einen der Forderung, die Untersuchung der Amateurfilm-Praktiken vom Familienfilm auf die Produktionen so genannter ambitionierter Amateure auszuweiten; zum anderen, dies mit Blick auf die historische Entwicklung der ästhetischen Formen zu tun um feststellen zu können, welche Einflussfaktoren, technologischen Entwicklungen, sozialgeschichtlichen Aspekte und intermedialen Referenzen die Genese beider Bereiche bestimmen.
Der Untersuchung ging es also nicht zuletzt darum, die Fülle an faktischen, historischen, sozialen und materialen Informationen über die visuelle Kultur der Moderne freizulegen, die der Amateurfilm enthält. Dazu war es nötig, ein adäquates methodisches und analytisches Instrumentarium zu entwickeln bzw. auf einer empirischen Basis zu erweitern und die Informationen der wissenschaftlichen Forschung zugänglich zu machen.