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JOHN CASSAVETES Das Gesamtwerk Das Filmmuseum hat die rare Möglichkeit erhalten, deutsch untertitelte 35mm-Kopien aller zwölf Kinofilme von John Cassavetes vom Stadtkino Wien für die Sammlung zu erwerben. Es handelt sich dabei um gebrauchte Kopien, die sich jedoch durchwegs in gutem Zustand befinden. In der Reihenfolge ihres Entstehens sind dies: Shadows (1959), Too Late Blues (1961), A Child Is Waiting (1963), Faces (1968), Husbands (1970), Minnie and Moskowitz (1971), A Woman Under the Influence (1974), The Killing of a Chinese Bookie (1976), Opening Night (1977), Gloria (1980), Love Streams (1984) und Big Trouble (1986). John Cassavetes, 1929 in New York als Sohn griechischer Ein- wanderer geboren, 1989 in Los Angeles verstorben, war Zeit seines Lebens ein »Maverick«, ein Außenseiter – im amerikani- schen Filmbusiness mehr geduldet als geachtet; als Schauspieler angesehener denn als Regisseur; von der avancierten Filmkritik zwar gewürdigt (vor allem in Europa), bei den Kinobesuchern aber eher als »schwierig« verschrien. Bald nach seinem Tod setzte sich beim nachwachsenden Publikum und in der heute prägenden Generation von Kritikern und Historikern eine andere Sichtweise durch: dass John Cassavetes, der sich selbst »Hobby- filmer« nannte, vielleicht der bedeutendste Regisseur war, den die USA nach dem Ende des klassischen Studiosystems hervor- gebracht haben. Mehr noch: dass sein Kino der Körper und Ge- sichter, der emotionalen Intensitäten und schauspielerischen Verausgabung, der »dokumentarischen Aufzeichnung von Fiktion im Moment ihrer Entstehung« (Ulrich Gregor) eine entscheidende Bruchlinie im modernen Kino markiert. »There’s no such thing as a ›good actor‹«, sagt Cassavetes, »acting is just an extension of life« – mit all dessen Lücken und »Fehlern«, Stolpern, Flüstern und Schreien. Seine Filme zeigen sanfte Streuner oder überdrehte Ehemänner, verzweifelte Mittel- standsmenschen, Halbgangster und Schauspielerinnen, »immer zwischen Tragödie und Groteske, der Grausamkeit und dem Mit- leid, zwischen Gewalt und Zärtlichkeit«. (Georg Seeßlen). Was diese Erfahrungen so intensiv macht, schreibt Anja Streiter, ist »das Ausmaß an Handarbeit, Kopfarbeit und emotionaler Arbeit. Nicht Hardware, nicht Software, sondern Wetware. Blood, Sweat and Tears, guts and nerves, love, hope, ideals. Es ist fast eine Kunst des 19. Jahrhunderts. Durch und durch humanistisch, romantisch, individualistisch. Es ist genau das, was sie für zeitgenössische Amerikaner so verstörend machte«. Filmpatenschaft: 8000 Euro (sämtliche Filme) Fünfzig Jahre Filmpatenschaft . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6