1964 von Froschberg Studio produziert, bewirbt Tapisom das gleichnamige Produkt der Bodenbelagfirma Inku. Die Farben des 35-mm-Eastmancolor-Originals haben sich im Laufe der Zeit verändert und einen starken Rotstich angenommen. Um den Film zu bewahren und in seiner eigentlichen Farbstimmung wiedergeben zu können, wurde er im Filmmuseum mit digitalen Mitteln restauriert und auf 35-mm-Film neu ausbelichtet.
Der einminütige Film ist eine Auftragsarbeit mit Gebrauchswert. Man dachte bei Werken dieser Art selten an Langlebigkeit, weshalb sie heute unter dem Begriff "ephemerer Film" versammelt werden. Ihre flüchtige Existenz war anlassbezogen und auf einen ganz bestimmten Zweck ausgerichtet – sei es für Werbung, Imagepflege, Vermittlung von (Schul-)Wissen oder für reine Propaganda.
Seit zwei Jahrzehnten geraten solche "minor genres" zunehmend in den Fokus der Forschung. Mehr und mehr wird ihre Bedeutung für die Herausbildung von Erinnerungskulturen hervorgehoben. Ephemere Filme erzählen uns von medialen Strategien abseits bekannter, kanonisierter Spiel- bzw. Dokumentarfilmsprachen und richten den Blick auf eine andere Geschichte des Bewegtbilds: Flüchtiger Gebrauchswert trifft auf kulturgeschichtlichen Mehrwert.
Füße auf dem Teppichboden
Tapisom (slowenisch für Teppichboden) verweist zum Beispiel auf die dem Werbefilm häufig inhärente Verschränkung von konventioneller Werbesprache und künstlerischer Reflexion: In schnellen, rhythmischen Schnitten tauchen wir ein in die farbenfrohe Teppichpalette von Tapisom und werden dabei von einem männlichen Off-Kommentar begleitet. Wir sehen einen Mann von hinten, der eine Wiese entlanghetzt und dabei mit seinen Sandalen Halme umknickt. "Keine Spuren auf Tapisom", tönt es aus dem Off.
In sarkastisch anmutendem Tonfall erzählt uns die Stimme von schönen Wiesen, wunderbaren Teppichen und waagrechten Fasern, auf denen keine Spuren haften bleiben. Untermalt von Fahrstuhl-Jazz-Musik tanzen, springen und landen im Close-up aufgenommene Schuhe und Füße auf dem Teppichboden. Passend zu den Produktfarben werden Blumen arrangiert, und der rotweiße Tapisom-Schriftzug wird eingeblendet – zuletzt in der Dauer von nur fünf Einzelbildern: Ein Verweis auf die bis heute aktuelle Diskussion um unterschwellige Werbung, die durch die fiktive Iss-Popcorn-trink-Cola-Studie von James Vicary Ende der 1950er-Jahre ausgelöst wurde.
Am Ende wird Tapisom zur abstrakten Leinwand, das Produkt mittels filmischer Montage wiederholt farblich verändert und schließlich einem Härtetest unterzogen. Wie aus künstlerischer Zauberhand fallen nacheinander ein rohes Ei, Tinte, Rotwein, Marmelade, Saft und Farbe auf den Boden – aber keine Angst: "Das geht alles wieder weg!"
Lydia Nsiah